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Vom Rittergut zum KulturGut. Das Rittergut Poggenhagen entstand als Adelssitz der von Campens in den Jahren 1704‐1726. Es wird nach mehrfachem Besitzerwechsel heute von Familie Harms als landwirtschaftlicher Betrieb bewirtschaftet und für modernen Pferdesport genutzt.

Schilder Moorhenniespfad Stand 13 08 2016
(© Harms)
Das Fachwerkanwesen ist in seiner Struktur noch gut erhalten, es steht als Ensemble unter Denkmalschutz. Dominierendes Element ist das Herrenhaus, ursprünglich von einem Wassergraben mit Zugbrücke geschützt. Südlich vom Herrenhaus befindet sich der bis heute landwirtschaftlich genutzte Wirtschaftshof. Während die Südfassade im Fachwerkstil von 1715 original erhalten ist, weist das Haus im Norden eine im Jahr 1899 nachträglich angebrachte neobarocke Fassade auf.

Wälder und Felder des Gutes liegen in der Leineaue. Spürbar ist überall das hochanstehende Grundwasser. Sichtbare Zeichen sind die zahlreichen Seen, Teiche und Sümpfe, die zusammen mit anderen Flächen unter Landschafts‐ oder Naturschutz stehen.

 

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(© Harms)

Kunst und Kultur hielten 2002 Einzug auf dem Gut. BewohnerInnen des Gutes gründen mit befreundeten Künstlern den Verein KulturGut Poggenhagen, dessen Aufgabe es ist, Kunst und Kultur im direkten Zusammenhang mit dem Gut zufördern.

Der alte Gutspark ‐ Landschaftskunst und Kunstlandschaft
Der ursprünglich im Barockstil angelegte Gutspark hinter dem Herrenhaus wurde etwa 1850 im Stil des englischen Landschaftsparks überformt. Nach Kriegsende entstand auf der Parkfläche ein Auffanglager für jugendliche Kriegswaisen. Sie lebten dort in sogenannten „Nissenhütten“ aus Wellblech. Das Herrenhaus fungierte als Krankenstation. In den 1950er Jahren bewirtschaftete dann vorübergehend eine Gärtnerei die Parkfläche, bevor diese mit Fichten aufgeforstet wurde.

2004 wurde begonnen, den verwaldeten Park nach und nach wieder freizulegen. Dort, wo heute die zentrale Rasenfläche des Parks liegt, stand noch vor wenigen Jahren ein dichter Fichtenwald. Hinter einem verschnörkelten, schmiedeeisernen Tor am nördlichen Ende des Parks beginnt die 1.000 m lange Eichenallee. Die 300 Jahre alte Baumreihe bildete einst die Haupterschließung des Gutes aus Richtung Neustadt. Als Zuwegung hat sie heute nur noch wenig Bedeutung.

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Chronik von 1483 bis 2009

1483 Wird die Familie von Campen mit dem Gut Poggenhagen belehnt (Poggenhagen = froschreiche Waldlichtung).

1523 Die von Campens geraten mit Herzog Erich I in Streit über Eigentums‐und Nutzungsrechte. Ilse von Campen wird der Hexerei beschuldigt, eingekerkert, gefoltert und öffentlich als Hexe in Neustadt verbrannt.

Ihr Mann Melchior von Campen wird ebenfalls von Herzog Erich eingekerkert mit dem Vorwurf, sein Land verraten zu haben.

(© Harms)

(© Harms)

1540 schaltet sich Kaiser Karl V. aus Gent ein und Melchior von Campen wird freigelassen.

1704 bis 1726 Unter General Christian Wilhelm von Campen wird die heute noch existierende Gutsanlage gebaut. Der General der Infanterie war einer der angesehendsten Männer in Hannover. Er stirbt 1747.

1785 Die Familie von Campen stirbt in männlicher Erbfolge aus. Die Tochter Melusine Sophie von Campen, die mit Georg Reinhard Langwerth von Simmern verheiratet ist, muss den Hof verlassen. König Georg III. belehnt 1788 die Brüder Jobst Ernst und Heinrich Ernst von Schwichelt mit dem Gut. Dies löst einen langjährigen Rechtsstreit zwischen Langwerths und Schwichelts aus.

1899 Nach der Herauslösung des Gutes aus dem Lehnsrecht (Allodifikation) im Jahre 1851 kauft Sophie Ulrich, geb. Dieck 1899 das Gut. Neben zahlreichen anderen baulichen Veränderungen überformt sie die Gartenfront des Herrenhauses im neobarocken Stil. Später erbt ihre Tochter Anna Natalie Ida das Gut, die mit dem Landrat Dr. jur. Wilhelm Dewitz v. Woyna verheiratet war.

1936 Familie Harms kauft den Betrieb, nachdem sie ihre Höfe wegen des Baus des Truppenübungsplatzes Bergen‐Hohne in der Lüneburger Heide verlassen musste.

(© Harms)

1948 bis 1951 Ein Durchgangslager für illegal in die britische Besatzungszone gereiste Jugendliche wird auf Gut Poggenhagen eingerichtet.

1958 Hans‐Heinrich Harms übernimmt den Hof und stellt ihn von einem Milchviehbetrieb auf einen Ackerbau‐ und Reitpferdebetrieb um.

2002 Landwirt, Architekt und Künstler Ralf Harms übernimmt den Hof und fügt der landwirtschaftlichen Nutzung einen kulturellen Zweig hinzu. Der Pferdebetrieb wird von seiner Schwester Imke Harms geleitet, der mehrmaligen Deutschen Meisterin im Springreiten.

(© Harms)

Das KulturGut Poggenhagen ist heute Wohnort für ca. 40 Personen mit einem Reiterhof und dem Verein KulturGut Poggenhagen e. V., der kulturelle Veranstaltungen zum Thema „ortsbezogene Kunst“ durchführt. Die erste Veranstaltung nannte sich übrigens „Heimat“. Aus diesem Grund steht heute auch noch das rätselhafte Schild an der Straße.